Coaching & KI – Chance, Risiko oder Illusion?

Ich halte nichts davon, künstliche Intelligenz pauschal zu verteufeln. Im Gegenteil: Ich nutze sie selbst – etwa zur Recherche, zur Strukturierung von Ideen oder als Impulsgeber für Reflexionsfragen. KI kann hilfreich sein, wenn sie gut eingesetzt wird.
Was mir allerdings zunehmend auffällt: Immer mehr Beiträge, Tools und Prompts propagieren KI als Ersatz für Coaching. Führungskräfte holen sich Gesprächssimulationen per Chatbot, stellen persönliche Fragen an Sprachmodelle – und verlassen sich dabei auf die scheinbare Neutralität und Intelligenz der Maschine.
Doch genau hier liegt die Illusion: Was wie ein Coaching aussieht, bleibt oft nur ein gut inszenierter Dialog – ohne echtes Gegenüber, ohne Rückkopplung, ohne Verantwortung.
Was KI im Coaching leisten kann:
💡Sofortiger Zugang zu Reflexionsfragen, rund um die Uhr.
💡Strukturierte Analyse von Situationen, Zielen oder Spannungsfeldern.
💡Impulse für Perspektivwechsel, gerade bei rationalen oder methodischen Themen.
💡Begleitung im Alltag, etwa durch Journaling oder systematische Rückfragen.
Und was sie (noch) nicht kann – oder nicht sollte:
⚠️Feinfühliges Reagieren auf emotionale Prozesse. Ein guter Coach erkennt Pausen, Unsicherheiten oder Widerstände – nicht nur auf Inhaltsebene.
⚠️Erfahrung & Ethik einordnen: Manche Tools machen neugierig auf Methoden wie Provokatives Coaching. Doch ohne Ausbildung, Rahmung und Verantwortung kann das mehr schaden als helfen.
⚠️Den richtigen Raum schaffen: Veränderung braucht oft ein Gegenüber, das hält, konfrontiert, schützt – und weiß, wann welches Tool passt.
Gefahr der Selbstüberschätzung
Gerade erfahrene Führungskräfte sind es gewohnt, schnell Lösungen zu finden. KI-Tools verstärken diese Tendenz: Antworten auf Knopfdruck. Doch gute Entwicklung braucht oft das Gegenteil – nämlich das Aushalten von Nichtwissen, das vorsichtige Herantasten und das Infragestellen der eigenen Haltung.
Fazit: Coaching ist kein Dialog mit sich selbst
KI kann ein mächtiger Reflexionsverstärker sein – wenn man sie bewusst nutzt. Aber sie ersetzt keine Beziehung, keine Haltung, keine echte Veränderungsarbeit. Coaching durch KI ist keine Revolution – sondern oft nur die Illusion von Tiefe. Und wer echte Entwicklung will, braucht mehr als gute Fragen: Er braucht einen Menschen, der zuhört, spiegelt, fordert – und bleibt.
👉 Deshalb mein Appell: KI ja – aber mit klarem Bewusstsein für ihre Grenzen. Und mit Respekt für die Arbeit echter Coaches.
Wie siehst du das? Nutzt du KI bereits als Reflexionshilfe? Wo ziehst du die Grenze?
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